Gegenzug by Dick Francis

Gegenzug by Dick Francis

Autor:Dick Francis [Francis, Dick]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-08-26T04:00:00+00:00


12

»Es hat nichts mit seinem Geburtstag zu tun, auch nicht mit seinen Telefonnummern, alten oder neuen Adressen, noch seinen Bankkonten, noch seiner Sozialversicherung.«

Mrs. Baudelaires helle Stimme klang mir im Ohr, als sie am Mittwoch morgen die schlechte Neuigkeit durchgab.

»Val Catto arbeitet jetzt an den Kreditkartennummern Ihrer Zielperson«, sagte sie. »Und er wüßte gern, warum er all diese Recherchen betreibt. Er sagt, er hat auch die Personaldaten der geschiedenen Frau Ihrer Zielperson durchgeschaut, und nirgends sieht er eins-fünf-eins, mit oder ohne drei unbekannten Stellen davor.«

Ich seufzte hörbar, enttäuscht.

»Wie wichtig ist das denn?« fragte sie.

»Läßt sich unmöglich sagen. Es könnte für die Katz sein, es könnte all unsere Probleme lösen. Niete oder Volltreffer, oder irgendwas dazwischen. Würden Sie dem Brigadier bitte ausrichten, daß eins-fünf-eins die Kombination für das rechtsseitige Schloß eines schwarzen Kroko-Aktenkoffers ist. Links haben wir drei Unbekannte.«

»Du meine Güte«, sagte sie.

»Könnten Sie ihm mitteilen, daß ich für seine Anweisungen dankbar wäre?«

»Könnte ich, junger Mann. Warum stehlen Sie den Aktenkoffer nicht einfach und lassen sich Zeit?«

Ich lachte. »Daran habe ich schon gedacht, aber ich tu’s lieber nicht. Jedenfalls noch nicht. Wenn die Zahlen irgendwie logisch sind, ist es so am sichersten.«

»Val wäre es vermutlich lieber, wenn Sie nicht verhaftet würden.«

Oder vielleicht ermordet, dachte ich.

»Ich nehme an«, stimmte ich zu, »daß eine Verhaftung mich meinen Job kosten würde.«

»Sie wären nicht mehr unsichtbar?«

»Ganz recht.«

»Und ich fürchte«, sagte sie, »ich habe noch eine unangenehme Nachricht für Sie.«

»Was denn?« fragte ich.

»Bill sagt, die Wasserproben, die Sie ihm geschickt haben, waren nichts weiter als – Wasser.«

»Das ist eigentlich eine gute Nachricht.«

»So? Na, wie schön.«

Ich überlegte. »Ich glaube, ich rufe Sie heute abend noch mal an, bevor wir Winnipeg verlassen.«

»Ja, bitte«, stimmte sie zu. »Je weiter Sie nach Westen fahren, desto größer wird der Zeitunterschied, und desto länger dauert es mit den Antworten von Val Catto.«

»M-hm.«

Mrs. Baudelaire konnte den Brigadier nicht anrufen, wenn es bei ihm oder bei ihr gerade mitten in der Nacht war. Toronto, wo sie wohnte, lag fünf Stunden hinter London zurück, Winnipeg sechs, Vancouver acht. Zur Frühstückszeit in Vancouver traten Londons Büroangestellte die Heimfahrt an. Verwirrend für Brieftauben.

»Viel Glück«, sagte sie. »Bis demnächst.«

Inzwischen war ich ihre plötzlichen Abgänge gewohnt. Ich legte den Hörer auf, da ich nur Stille in der Leitung vernahm, und hätte gern gewußt, wie sie aussah und wie krank sie war. Ich würde nach Toronto zurückfahren, dachte ich, und sie besuchen.

Wieder flitzte ich per Bus zur Rennbahn und stellte fest, daß Assiniboia Downs über Nacht den ganzen Werberummel von Woodbine aufgefahren hatte, einschließlich T-Shirt-Ständen, Wimpeln und »Unterstützt den kanadischen Rennsport«-beschärpten Busen.

Den größten Teil des Nachmittags hielt ich erneut Ausschau nach dem Hageren und kam endlich zu dem Schluß, daß er, was immer er in dem Zug wollte, jedenfalls nicht aus übermäßigem Interesse am Rennsport mitfuhr. Die Rennbahnbesucher aus dem Zug waren im ganzen leicht zu erkennen, da sie alle mit großen rotweißen Rosetten ausgestattet zu sein schienen, auf denen in Gold die Aufschrift »Rennexpreß-Passagier« prangte. Und wie sich herausstellte, waren die Rosetten nicht auf die Leute vom vorderen Teil des



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